|
 |
|
In Schweden, auf großen unberührten Seen auf Hechte schleppen.
Dieser von mir schon lang gehegter Wunsch, sollte dieses Jahr endlich in
Erfüllung gehen. Eigentlich ist diese Reise als Testreise gedacht, da wir die
Fängigkeit unserer Perlmutt - Blinker an den Schwedenhechten testen wollen. Nach eingehender Planung startete Ende August ein kleines Team
von 6 begeisterten Hechtanglern mit zwei Autos, natürlich vollbepackt bis zum
Dach, in Richtung Schweden.
|
|
 |
|
Die erste Etappe unserer Reise führte uns nach Rostock.
Nach dem Einchecken setzten wir uns noch ins Restaurant um gemütlich Abend zu
essen. In der
Nacht ging es dann mit der Fähre über die Ostsee nach Trelleborg.
|
|
 |
|
Endlich in Schweden. Entlang des Vätternsee führt uns unsere
Reise. Dieses riesige Gewässer und die Naturschönheiten dieses Landes ziehen uns
sofort in ihren Bann. Als Fischer sind wir natürlich in erster Linie von den
zahllosen Seen begeistert und sehen uns in Gedanken schon die ersten Hechte
drillen. Auch die Weite dieses skandinavischen Landes ist beeindruckend . Um sich ein Bild dieser Weite zu machen, muss man sich nur
vorstellen, dass Schweden bei gleicher Einwohnerzahl 10 mal so groß wie
Österreich ist. Da bleibt natürlich viel Platz für die Fischerei. |
|
 |
|
Am Reiseziel angekommen staunten wir nicht schlecht. Eine massive
Holzhütte, inmitten einer großzügig angelegten Feriensiedlung, sollte für die nächsten 14 Tage unser Domizil sein. |
|
 |
|
Diese Unterkunft ließ keine Wünsche offen. Ein paar Details
dieser luxuriösen Fischerherberge sind, Einzelzimmer, Wäschetrockner, offener
Kamin und eine optimal eingerichtete Küche. Zwei Bäder sorgten dafür, dass es am
Morgen keinen Stau vor verschlossenen Türen gab. Die Voraussetzungen für einen
erfolgreichen Angelurlaub waren also gegeben und da wir es gar nicht erwarten
konnten, gingen wir noch am selben Abend, trotz strömenden Regens, zum
Hechtfischen. In der einsetzenden Dämmerung schleppten wir entlang einer Kante,
als es die Rute nach hinten riss. Der Jake Firetiger hatte zugeschlagen und wir
konnten unseren ersten Schwedenhecht von 84 cm landen. Jetzt waren unsere
Erwartungen natürlich noch mehr gestiegen und wir waren gespannt, was uns dieser
Urlaub an Hechten bringen würde. |
|
 |
Insel im Langvattnet |
Am nächsten Tag hatte sich der strömende Regen verflüchtigt und
die Sonne strahlte mit uns um die Wette. Nach einem ausgiebigen Frühstück
stiegen wir in unsere Boote um den Langvattnet zu erkunden. Wunderschön
strukturiert, mit vielen Untiefen und kleinen Inseln, hatte dieser See alle
Voraussetzungen für einen guten Hechtbestand. Durch den eher schlauchartigen
engen Verlauf dieses Sees, verzichteten wir aber anfangs auf den Einsatz unserer
Sideplaner. |
|
 |
Auch Schwedenhechte mögen Perlmutt |
Schleppen mit einer Rute und Spinnfischen waren unsere Methoden, um
den uns unbekannten See zu erkunden. Dabei waren 12 cm lange gekupferte Perlmuttspangen
die Topköder beim Spinnfischen. |
|
 |
Hecht mit HM Spange gekupfert |
Nach dem ersten Tag, von ein paar kleineren Hechten abgesehen,
mussten wir erkennen, das auch in Schweden die großen Hechte nicht Flosse an
Flosse stehen. Nach eingehendem Studium des Gewässers und der Verhältnisse vor
Ort, erkannten wir das unser See auch für die anderen Bewohner der Anlage als erste
Wahl galt. Da dieses Camp eigentlich sehr gut besucht war, es handelt sich um ein
Sommercamp der schwedischen Gewerkschaft, kam uns der See reichlich überfischt
vor. |
|
 |
103 cm und 7 kg |
Trotz dieser anfänglichen Probleme konnten aber schon am zweiten Tag
von unserer Gruppe 2 Meterhechte gefangen werden. Eine Grandma Renke wurde dem
ersten schwedischen Meterhecht zum Verhängnis und ein kleiner Barschwobbler
lockte einen Esox von 1,16 m aus der Reserve. Der große Hecht war allerdings
schon aus einem anderen Gewässer. Nach einer Besprechung am Abend einigten wir
uns, es am nächsten Tag noch einmal am Langvattnet zu versuchen und bei geringem
Fangerfolg das Boot an den anschließenden St. Kloten zu verlegen. Es kam wie es
kommen musste. Der Langvattnet verweigerte auch am 3 Tag seine Hechte und wir
stellten noch zur Mittagszeit unser Boot an den St. Kloten. |
|
 |
St. Kloten |
Der St. Kloten hatte endlich die Ausmaße die wir für unsere Art
zu fischen brauchten. Reichlich strukturiert mit vielen Buchten, Inseln und
einem großen Seebecken mit Tiefen bis zu 28 m. Sehr hilfreich bei diesen
Erkundungsfahrten ist natürlich der Einsatz eines Echolots um die vielen
Untiefen zu orten. Das dunkle eisenhältige Wasser ließ diese Untiefen nur
erahnen und wir schrammten mehr als einmal über den Grund. Eine kaputte
Motorschraube kann einem den Urlaub schnell verderben und daher unser Rat, auf
keinen Fall das Echolot zu Hause lassen. |
|
 |
Barschschwarm im St. Kloten |
Dieser See hatte auch einen ordentlichen Bestand an Futterfischen
aufzuweisen. Diese Fische, es handelt sich vorwiegend um Barsche und einer
kleinen Weißfischart, bewegten sich in einer
Tiefe von 10 - 20 m. |
|
 |
Schleppen am St. Kloten |
Nach einer kurzen Taktikbesprechung einigten wir uns auf das
Schleppen mit Sideplaner und aufgestellter Rute. Die Sideplaner ließen wir mit 6
m relativ flach laufen und mit der Rute fischten wir auf 10 m Tiefe. Zum Einsatz
kamen ein Shadsystem mit Barsch und gekupferte Perlmuttspangen. Bei diesen
traumhaften Bedingungen sollte der Fangerfolg nicht lange auf sich warten
lassen. |
|
 |
St. Kloten Hecht von 5 kg bei 88 cm Länge auf Shadsystem und
Schleppkette |
Nachdem wir unsere Ruten ausgelegt hatten, begannen wir im großen
Seebecken unsere Kreise zu ziehen. Die Taktik war, langsam zum Ufer und schnell
aus der Kurve fahrend, einen flüchtenden Futterfisch zu imitieren. Und wie es so
oft beim Schleppen passiert, man hängt in Gedanken, betrachtet die Landschaft
und dann kommt unverhofft der Biss. Die Rute riss es mit einem gewaltigem Ruck
gegen die Fahrtrichtung und der erste Klotenhecht hing am Haken. Schwedische
Hechte wissen zu kämpfen und es dauerte eine Weile bis wir den Hecht am Boot und
mit dem Boga Grip landen konnten. |
|
 |
Hechte lieben Perlmutt |
Endlich war der Knoten geplatzt und unsere Laune verbesserte sich
sprungartig. Am Abend kamen Barsche und kleine heringsähnliche Fische an die
Wasseroberfläche und es bildete sich Ring an Ring. Jetzt kam die Stunde der
flachlaufenden Perlmuttspangen an den Sideplanern und wir konnten in der letzten
Stunde vor der Dämmerung noch zwei Hechte auf die Schuppen legen. |
|
 |
100 cm Hechtpower auf einen Perlmuttlöffel |
Auch in den nächsten Tagen hatten wir richtiges Kaiserwetter und
wir fingen Hecht auf Hecht. Schweden zeigte sich von seiner besten Seite und wir
freuten uns über einen gelungenen Angelurlaub. Bei einem der üblichen Gespräche
über unsere Fänge einigten wir uns, es einmal mit vier Sideplaner zu versuchen.
Der Umstand, dass wir die meisten Bisse auf die seitlich vom Boot laufenden
Planerboards hatten, war die Ursache unserer Taktikänderung. |
|
 |
Trolling Szene am St. Kloten |
Das Schleppen mit 4 Scherbrettern erfordert einiges an Teamwork
und natürlich einen geeigneten Bootspartner, der sehr gut im Umgang mit
Sideplaner und Boga Grip ist. Mit Alfred Nagy ( Alfi ) hatte ich einen perfekten
Bootspartner der alles im Griff hatte. Die Tatsache, dass wir sämtliche gehakte
Hechte auch landen konnten, sagt wohl alles. Zusätzlich muss im Boot das
Angelgerät gut organisiert sein, um bei einem Biss keine Probleme zu bekommen.
Und die Bisse kamen. Es war erstaunlich wie brutal die Hechte, die an den
Planerboards laufenden Köder, attackierten. Die Bretter flogen regelrecht durch
die Luft und wir hatten fast keine Fehlbisse. Endlich hatten wir auch die
Möglichkeit verschiedene Köder zu testen. |
|
 |
Der Bull Dawg fängt und fängt und......... |
Jetzt kamen unsere Bull Dawgs zum Einsatz. Montiert mit
Schleppkette und einem 120 gr. Blei ließen wir diese langschwänzigen Gummiköder
in die Tiefe. |
|
 |
It´s Bull Dawg Time |
Endlich geschafft, der erste Bull Dawg Hecht hängt am Boga Grip.
Es war unglaublich wie gut dieser Köder fing. Die Hechte warfen sich regelrecht
auf diesen Köder und wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Farbe der Gummis war den Hechten eigentlich egal und so machten alle
Bull Dawgs Bekanntschaft mit den schwedischen Hechtzähnen.
|
|
 |
Trolling King - Die Krönung eines denkwürdigen Anglertages |
Aber auch unsere flach geschleppten Trolling Kings fingen ihre
Hechte. Besonders die Kupfer bzw. Messinginnenseite leuchtete und blinkte im
dunklen Schwedenwasser sehr verlockend. Mit unseren Ködertests zufrieden,
beendeten wir diesen erfolgreichen Fischertag und fuhren, schon im Dunkeln, in
unseren Naturhafen zurück. Bei der abendlichen Besprechung in unserer Hütte
studierten wir eingehend die Gewässerkarte unserer Region, denn nach 4 Tagen am
St. Kloten waren wir der Meinung, andere Gewässer gehörten eigentlich auch
befischt. Der nächste größere See war der Malingsbosjön und genau den wollten
wir in den nächsten Tagen erkunden. |
|
 |
Die Weite des Malingsbosjön |
Der erste Blick über diesen See bestätigte uns in unserem
Vorhaben, mehrere Seen der Umgebung abzufischen. Nur Schleppfischer kennen
dieses Gefühl, wenn man am Ufer eines, für uns noch unbekannten Gewässers, steht
und den Anblick förmlich in sich hineinsaugt. In Gedanken sahen wir schon unsere
Brettchen über den See flitzen und wir beeilten uns das Boot ins Wasser zu
bringen. Jetzt galt es natürlich eine neue Strategie zu entwickeln. Wir hatten
ja keine Ahnung welche Tiefe dieser See vorweist. Also fuhren wir einfach einmal
mitten auf den See raus und schalteten das Echolot ein. Aber welch herbe
Enttäuschung. Magere 2,5 m zeigte die Tiefenangabe und das mitten am See ! Wir konnten
es gar nicht glauben und fingen an, tiefere Stellen zu suchen. Aber es war
unglaublich, dieser See hatte derart riesige Flachzonen, das es zum Verzweifeln
war. Endlich, etwas näher am Ufer, wurde es schön langsam tiefer. Jetzt ließen
wir unsere Sideplaner raus und schleppten vorsichtig am Ufer entlang. Der erste Biss kam,
da war das zweite Brett noch nicht im Einsatz. Ein kurzer harter Drill und der
Hecht lag im Boot. Wir schauten uns an und dachten, das geht aber flott. Schnell
legten wir die Bretter wieder aus und das Szenarium wiederholte sich. In 10
Minuten zwei Hechte, das gibt es auch nicht alle Tage. Leider wurde es jetzt
wieder sehr flach und wir opferten einen Teil unserer Ausrüstung dem See. Der
See nimmt und der See gibt. Dieser Spruch meines Mitanglers bewahrheitete
sich besonders am Malingsbosjön des öfteren. Doch Aufgeben tut man einen Brief
und mit der Einsicht, das schwierige Gewässer mit Sicherheit kapitale Hechte
beherbergen, fuhren wir am Abend wieder zurück in unsere Hütte. |
|
 |
Naturparadies Malingsbosjön |
Am nächsten Morgen präsentierte sich unser See, wie wir ihn schon
bald nannten, von seiner schönsten Seite. Glattes Wasser und Kanadagänse
die in der Ferne über die Wälder streichen, diese Tage sind es, die unser Hobby
so schön machen. Und natürlich die explosiven schwedischen Hechte. Unsere Suche
hatte endlich Erfolg. Wir fanden drei Abschnitte im See mit einer Tiefe und
Größe die ein optimales Schleppfischen mit vier Brettern zuließen. |
|
 |
Abtauchender Schwedenhecht und Shadsystem |
Und die Hechte ließen sich nicht lange bitten, denn genau in diesen Löchern hatten sie
sich versammelt. Jetzt kam Biss auf Biss und wir fingen oft bei jeder Runde
einen Hecht. Spektakuläre Drills waren die Folge und mehr als einmal sprang ein
Hecht in voller Länge aus dem Wasser und schüttelte seinen Schädel um den Köder
loszuwerden. |
|
 |
Schweden - Ein Eldorado für Schleppangler |
Wir fingen traumhafte Fische mit einer Färbung, die nur Hechte in diesen
dunklen eisenhältigen Gewässern vorweisen. |
|
 |
9,60 kg auf Perlmutt - Kupfer |
Dunkel gefärbt und mit schwarzen Augen, eigentlich müssten wir
die schwedischen Hechte als Piraten des Nordens bezeichnen. Mit jedem Tag den
wir an diesem Gewässer verbrachten, wuchs natürlich auch unsere Erfahrung und
wir setzten jetzt unsere Köder gezielter ein. Untertags fischten wir mit
naturfarbenen Grandmas ( Renke und Barsch), Bull Dawgs, Trolling Kings,
Shadsysteme mit Barsch und Perlmutt ohne Kupfer. |
|
 |
Traumhafte Abendstimmung am Malingsbosjön |
2 Stunden vor Sonnenuntergang montierten wir eher
auffällige Köder wie eine Firetiger Grandma und Perlmuttblinker mit
Kupferinnenseite. Besonders der gekupferte Perlmutt bescherte uns in der
Dämmerung wahre Sternstunden. Flach geschleppt zog er zwischen den zahllosen
Ringen der aufsteigenden Fische seine Spur und lockte die Hechte aus der
Reserve. In Schweden in den Abendstunden bei ausgelegten Ruten in den
Sonnenuntergang hineinschleppen, diese Momente sind ein Naturerlebnis der
besonderen Art. |
|
 |
Halbinsel am Malingsbosjön |
Auch die fängigen Stellen zu finden war nach ein paar Tagen kein
Problem mehr. Überall an den Kanten lauerten sie auf unsere Köder, um sich
überfallsartig darauf zu stürzen. An gewissen Stellen konnten wir sie sogar auf
Ansage fangen. Es war einfach ein Traum. Besonders an vorgelagerten Inseln, am
Übergang vom flachen ins tiefe Wasser, standen die Hechte dicht an dicht. Catch
and Release war jetzt angesagt, denn auch der eigentlich sehr gute Hechtbestand
bedarf einer gewissen Selbstbeschränkung. In Umwandlung des Spruches, der
Fischer nimmt und der Fischer gibt, behielten wir nur noch die guten Hechte
und auch da drückten wir des öfteren ein Auge zu und die Klammer unseres Boga Grip auf und gaben
dem Hecht seine Freiheit wieder zurück. |
|
 |
Flyfishers Dream |
Natürlich kann man den schwedischen Hechten auch mit der
Fliegenrute auf die Schuppen rücken. Am Malingsbosjön hat man dazu jede Menge
Möglichkeiten. |
|
 |
Viele kleine windstille Buchten laden zum Fliegenfischen ein und
jede Menge, vom Sturm gefällte oder von Bibern umgenagte Bäume, liegen in der
Uferzone im Wasser. Die Hechte haben hier optimale Einstände und es
entgeht ihnen kein vorbeiziehender Futterfisch. |
|
 |
Schwedische Träume |
Mit flach gestrippten Streamern kommt man hier zum Erfolg. Und
wenn sich wieder einmal ein riesiges Maul öffnet, um sich unseren Streamer
einzuverleiben, dann waren wir uns sicher, Schweden ist die Topadresse für
Hechtangler in Europa und wir kommen mit Sicherheit wieder. |
Diese Anglerreise war übrigens von unserem Anglerfreund Wimmer
Manfred optimal organisiert und ließ keine Wünsche offen. Nicht unerwähnt
lassen möchte ich unsere mitreisenden Anglerkollegen, die auch in 13 Tagen
keinen Hüttenkoller oder Langeweile aufkommen ließen, und so sollte es auch
sein, der Spaß an der Fischerei stand immer im Vordergrund. |
|
Mikstetter Rudolf |
|
Petri Heil |